Das Contemporary Experimental Theatrepräsentiert: primàopoi in der aufführung des Theaterstücks TANK 93 Theater in italienischer Sprache
Tank 93 entsteht aus der Auseinandersetzung der Theatergruppe Primàopoi im Jahr 2011 mit dem Thema „das Geständnis“. Persönliche Erfahrungen, Anregungen aus literarischen, filmischen und musikalischen Quellen, das freie Improvisieren über das Thema: dies alles half der Gruppe dabei, sich den Begriffen von Schuld, Urteil, Gesetz und Recht aus verschiedenen Blickwinkeln anzunähern, sie aufzulösen und neu zu definieren.
Auf ihrem Weg zur Entwicklung dieses Projektes begegnet die Gruppe Autoren wie Dürrenmatt, Pirandello, Pinter, De Filippo und Kafka, die weite Teile ihrer Werke diesen Themen gewidmet haben. Schließlich war es Franz Kafkas „Der Prozess“, welcher der Arbeit den strukturellen Rahmen lieferte, aus dem sich das Stück entwickelte. Damit war die Idee einer hypothetischen Rückkehr von Josef K. geboren.
Primàopoi paart in Tank 93 die dunklen Farben Kafkas Roman mit der trockenen, mysteriösen und stark symbolischen Weltdarstellung Pinters. Das Publikum ist von Josef K. vor dem von ihm erschaffenen Gefängnis einberufen, in dem er sieben Personen eingeschlossen hält. Gezwungen abzuwarten, das etwas passieren möge, beginnen die Sieben über ihrer Existenz nachzudenken, sich selbst und einander die Frage über den Grund ihrer Entführung zu stellen. Das Publikum wird Zeuge der Geschichten aus dem Leben der dort Gefangenen. Sieben allegorische Geschichten, die sich im Zwang der Situation verflechten, Geschichten in denen sich grässliche Taten, mehr oder weniger vorsätzlich oder bewusst begangen, Geschichten in denen sich Schuld und Unschuld offenbaren.
In Ihrem Gefängnis, einem engen, leereren Raum in undefinierter Tiefe und fern jeglicher gesellschaftlicher Vorgänge “der Welt draußen”, richten sich die sieben Gefangen ihr Dasein ein, unter der ständigen Beobachtung durch die strengen Augen eines Wächters und Bürokraten. Zeitgleich verfolgt der Schöpfer dieser grausamen Inszenierung das Geschehen von einem anderen Ort aus, unsichtbar für die Insassen des Gefängnisses und das Publikum, bis er schließlich im Finale des Stückes seine Identität preisgibt und K. das Publikum seiner Rolle als bloßer Zuschauer enthebt und es auffordert, Verantwortung zu übernehmen und eine Entscheidung zu treffen.
Am Ende des Stückes steht schließlich die Frage um die Bedeutung der Worte Recht, Gesetz, Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Und es besteht die Hoffnung, das Publikum über die Leichtigkeit der Meinungsbildung sensibilisiert zu haben, wenn das Wissen um die tatsächlichen Ereignisse gegenüber Vermutungen, Vorurteilen und den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit vernachlässigt werden und wenn das letzte Wort dem Recht überlassen wird, das oftmals niemandem zu Gerechtigkeit verhilft.